Rauer Wind im Tecklenburger Land
In der noch jungen Rückrunde vor der Winterpause stand für die Zwote eine Auswärtsfahrt in das niederländische Grenzgebiet zum Aufsteiger SV Straelen auf dem Spielplan. Da die Gastgeber auch ein Partnerverein der Fortuna sind, begrüßte die Mannschaft am Vereinsheim des Stadions an der Römerstraße neben dem SV- auch ein großes F95-Logo, und an einem der Fahnenmaste wehte eine Gemeinschaftsfahne, die ebenfalls beide Vereinsembleme zeigte. Die äußeren Bedingungen waren für beide Teams gleichermaßen schwierig. Nach heftigen Regenfällen war der Rasen aufgeweicht und tief, und zusätzlich durchzogen sturmartige Windböen das Stadion.
Nach längerer Verletzungspause stand auf Seiten der Fortunen erstmals wieder Amir Falahen in der Startformation. Dem Zwote-Stürmer, dessen Kräfte trotz des schweren Bodens bereits über die gesamten 90 Minuten ausreichten, gelang ein durchaus gelungenes Comeback.
Die Gastgeber, die sich als Aufsteiger durch eine überraschend starke Hinrunde einen Platz im oberen Mittelfeld erspielt haben, übernahmen mit dem Anpfiff die Spielregie und machten sofort deutlich, dass sie ihren guten Tabellenplatz nicht durch Zufall erobert hatten. Es dauerte auch nicht lange, bis Zwote-Torwart Maduka Okoye (4.) eine gefährliche Situation gegen SVS-Torjäger Shun Terada klären musste. Im weiteren Verlauf der ersten Spielhälfte ließen die Niederrheiner den Ball gut durch ihre Reihen laufen, während die Ballbesitzzeiten auf Seiten der Düsseldorfer aufgrund ungenauer Pässe und einer rigorosen Manndeckung der Hausherren eher kurz waren. Wie aus dem Nichts hatten jedoch die Fortunen die große Chance, dem Spiel eine entscheidende Wendung zu ihren Gunsten zu geben. Joshua Endres (25.) eroberte im Mittelkreis den Ball und rannte frei auf SVS-Keeper David Buchholz zu. Diese Chance war so klar, dass die Fortunen am Spielfeldrand bereits von den Bänken aufsprangen und sich die gegnerische Seite schon resignierend vom Spielfeld abwandte. Doch statt selbst den Abschluss zu suchen, entschied sich der Zwote-Stürmer plötzlich für einen Querpass auf den von zwei Gegnern gedeckten Falahen, der den Ball, der schließlich im Toraus landete, nur schwer unter Kontrolle bekommen konnte. Bis zum Pausenpfiff blieben weitere Tormöglichkeiten auf beiden Seiten aus, aber die Hausherren dominierten weiter das Spiel, so dass die Zwote-Abwehr Schwerstarbeit leisten musste. Der Wind wehte streckenweise so stark, dass Abschläge des SVS-Torwarts manchmal in Höhe der Mittellinie in der Luft stehen blieben oder Schüsse von Fortunen plötzlich weit über das anvisierte Ziel hinaus getragen wurden.
Mit dem Wiederanpfiff gingen die Fortunen entschlossener und dynamischer vor und hatten gleich eine Möglichkeit durch Tim Kaminski (48.) nach Zuspiel von Falahen, die Buchholz aber vereiteln konnte. Durch die schnellere Spielweise der Flingeraner wurde das Spiel auch intensiver und verbissener. Die Zweikämpfe wurden härter und kompromissloser, so dass sich Schiedsrichter Kevin Domnick veranlasst sah, mehrere Male die Gelbe Karte zu zücken. Schließlich war es auch der Referee, der mit einer unglücklichen Entscheidung dem Spiel die entscheidende Wendung gab. Taylan Duman (60.), der bereits eine Verwarnung kassiert hatte, geriet an der Außenlinie in Höhe des Mittelkreises in einen Zweikampf mit Kevin Weggen. Dieser ging zu Boden und Duman, der den SVS-Spieler gar nicht berührt hatte, wurde mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen. Diese Entscheidung löste heftige Diskussionen aus, die sich nur mit Mühe schlichten ließen. Die Stimmung war anschließend so stark aufgeheizt, dass nun auch auf dem Rasen ein rauer Wind wehte und das Spiel weiter an Härte zunahm. Der erste Rückschlag kam für die Fortunen, die aufgrund der Ereignisse einen Moment die Konzentration verloren, nur wenige Minuten später (63.). Terada nahm in einer höchst abseitsverdächtigen Position ein Zuspiel auf, konnte ungehindert Maß nehmen und markierte mit einem präzisen Schuss die Führung der Hausherren. Der zweite Rückschlag (67.) in Form eines Kopfballtreffers des ehemaligen Zwote-Spielers Aram Abdelkarim nach einer Ecke brachte die Straelener endgültig auf die Siegerstraße. Trotz Unterzahl kämpften die Fortunen unermüdlich um den Anschlusstreffer, der ihnen aber nicht mehr gelang. Geprägt war das Spiel bis zum Schlusspfiff auch von weiteren umstrittenen Entscheidungen von Domnick, die eine klare Linie vermissen ließen und sogar den an der Außenlinie eigentlich immer besonnen und ruhig agierenden Nico Michaty fast dazu brachten, die Contenance zu verlieren. Beide Trainer bewerteten den Platzverweis von Duman anschließend als eine spielentscheidende Fehlentscheidung. (RR)
SVS-Trainer Marcus John: „Ich muss meinem Kollegen recht geben, dass die Bedingungen schwierig waren, aber wir wollten trotzdem unbedingt spielen. Wir haben gegen eine spielerisch starke Mannschaft gespielt, und wir sind auch keine Mannschaft, die nur rumholzt. Ich war etwas verwundert, dass Fortuna tiefer gestanden hat, weil ich aus der Hinrunde noch die Erinnerung habe, dass die Spieler vorne drauf gehen. Ich habe meinen Jungs vorher gesagt, dass die Fortunen für mich die beste U23-Mannschaft der Liga sind. Sicherlich hat uns die Entscheidung des Schiedsrichters in die Karten gespielt, aber andererseits hatten die Fortunen auch nicht so viele Torchancen. Gefährlich waren sie, wenn sie schnell umgeschaltet haben. Da unser Zentrum dann zu offen war, habe ich das System auf drei Sechser umgestellt. Danach hätten wir unsere Konter besser ausspielen müssen. Ein höheres Ergebnis wäre allerdings nicht gerecht gewesen. Beide Mannschaften haben alles gegeben, und natürlich freuen wir uns über die drei Punkte.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
SV Straelen
BuchholzKimJafari (67. Schikowski)StevensTerada (83. Odagaki)Abdelkarim (78. Istrefi)LachhebEllguthSimoes RibeiroKluftWeggen (C)
Gelbe Karten
Terada, SimoesTrainer
Marcus John
Fortuna Düsseldorf U23
OkoyeMontagGoralski (C, 72. Siadas)GülGalleBezerra Ehret (84. Kummer)DumanMiyakeKaminski (72. Stöcker)EndresFalahen
Gelbe Karten
Galle, Goralski, Bezerra Ehret, Endres
Gelb-Rote Karten
Duman (60., wdh. Foulspiel)Trainer
Nico Michaty
Stadion:
Stadion Römer Straße
Zuschauer
300
Schiedsrichter
Kevin Domnick