Zehn entscheidende Minuten
Nach einer aus Verletzungs- und Wettergründen durchwachsenen Vorbereitungsphase stand für die Zwote das erste Spiel nach der Winterpause auf dem Tivoli gegen Alemannia Aachen auf dem Programm. Trotz einer insgesamt akzeptablen Mannschaftsleistung und einer herausragenden Innenverteidigung mit Kapitän Leander Goralski und Leroy Kwadwo mussten sich die Fortunen am Ende in eine auch in der Höhe verdienten 0:4-Niederlage fügen.
Im Vorfeld des Spiels gab es zunächst ein ebenso unerwartetes wie komplexes Problem zu lösen. Aufgrund der Erkrankung von Michael Rensing musste der für das Spiel in Aachen vorgesehene Zwote-Torwart Jannick Theißen kurzfristig zum Auswärtsspiel der Bundesligamannschaft bei Bayer 04 Leverkusen anreisen. Da mit Maduka Okoye der zweite U23-Torwart verletzt ausfiel, mussten Justin Möllering und Mario Zelic, die beiden Torhüter der U19, der Zwoten nach ihrem mit 1:0-Sieg erfolgreichen Meisterschaftsspiel bei der U19 von Rot-Weiss Essen in die Kaiserstadt nachreisen. Im Tor stand schließlich Möllering, der vor einer lautstarken Kulisse von 4400 Zuschauern sein erstes Regionalligaspiel bestritt. Für den Rest der Rückrunde muss Trainer Nico Michaty außerdem mit Gökhan Gül (Leihe nach Wehen-Wiesbaden) und Taylan Duman (Wechsel zu Borussia Dortmund II) den Abgang von zwei Leistungsträgern der Hinrunde aus dem Profikader kompensieren.
Das Spiel begann mit einer frühen Druckphase der Hausherren, die gleich zu zwei brenzligen Situationen für die Flingeraner führte. TSV-Stürmer Vincent Boesen (6.) konnte von links ungehindert flach in den Strafraum passen, doch Blendi Idrizi verpasste um einen Sekundenbruchteil den erfolgreichen Abschluss. Kurz darauf (10.) ergab sich eine fast identische Situation, nur das diesmal Idrizi der Vorlagengeber und Boesen der Abnehmer war, dessen Schuss von Kwadwo aber noch zur Ecke abgelenkt werden konnte. Der erste gut kombinierte Angriff gelang den Fortunen nach rund 20 Minuten. Kianz Froese spielte zu Moritz Montag, der passte weiter zu Amir Falahen, der aber an TSV-Torwart Daniel Zeaiter scheiterte. Die Gastgeber dominierten deutlich die erste halbe Stunde der Begegnung. Sie verhinderten durch ein konsequentes Zweikampfverhalten ein flüssiges Kombinationsspiel der Fortunen, die sich aufgrund früher Ballverluste vorwiegend auf eine reine Abwehrarbeit konzentrieren mussten. Möllering (26.) konnte mit einer guten Eins-gegen-Eins-Aktion einen Rückstand seiner Mannschaft durch Marco Müller verhindern. Erst nach rund 30 Minuten fanden die Fortunen besser in die Spur und hatten durch Froese (37.) die große Möglichkeit, das Spiel zu ihren Gunsten zu drehen. Miyake schlenzte den Ball kunstvoll in den Lauf des Kanadiers, der spurtete frei auf das Tor zu, kam aber an der Strafraumgrenze ins Straucheln und verlor den Ball. Miyake hatte noch die Möglichkeit des Nachschusses, verzog aber knapp. Mit einem torlosen Remis, dass sich die Flingeraner zumindest redlich erkämpft hatten, ging es in die Halbzeitpause.
Trotz der Überlegenheit der Hausherren im ersten Durchgang war für die Fortunen noch nichts verloren, und mit dieser Einstellung starteten sie auch in die zweite Spielhälfte, in der sie zunächst wesentlich präsenter waren als zuvor. Sie hatten nach dem Wiederanpfiff allerdings nur kurze Zeit, ihre neue Ausrichtung auszuspielen, denn die Gastgeber entschieden innerhalb von zehn Minuten das Spiel bereits frühzeitig für sich. Ein überfallartiger Angriff der Alemannen führte zu einer unübersichtlichen Situation im Fortuna-Strafraum und einer Serie von Schüssen aus kurzer Distanz auf das Tor, die immer wieder abgewehrt werden konnten. Eine Ballabwehr führte schließlich zu einem Freistoß für die Aachener mittig an der Strafraumgrenze, den Stipe Batarilo-Cerdic (52.) mit einem platzierten Flachschuss durch die Mauer unhaltbar zum 1:0 verwandelte. Wenige Minuten später (59.) schlug Idrizi eine Ecke von links, Alexander Heinze war mit dem Hinterkopf schneller als Möllering und versenkte den Ball zum 2:0. Der Torjubel der Aachener war kaum verhallt, als Müller (62.) von rechts in den Strafraum passte, und Batarilo-Cerdic aus rund 14 Metern zum 3:0 traf. Die Fortunen ließen sich nicht entmutigen, und versuchten alles, den Dreitorerückstand aufzuholen, wie es ihnen im September 2017 bereits einmal auf dem Tivoli gelungen war. Unermüdlich angetrieben wurde die Offensive von Miyake, der sich engagiert in die Abwehrarbeit einschaltete, immer wieder Bälle eroberte, seine Gegner pfeilschnell überlief, und sogar TSV-Anhänger auf der Tribüne zu anerkennenden Kommentaren hinriss. Leider konnten zunächst Kwadwo (72.) und danach Froese (73.) seine hervorragende Vorarbeit nicht zum Abschluss bringen. Die verstärkte Offensivarbeit der Flingeraner öffnete natürlich Räume in der Defensive, so dass die Alemannen mit einem gelungen Konter durch Idrizi (84.) das Ergebnis auf 4:0 erhöhen konnten. Da die Gastgeber die Partie fast über die gesamte Distanz dominiert und auch noch eine Anzahl weiterer Torchancen hatten, endete das Spiel für die Zwote mit einer verdienten Niederlage, die sie möglichst schnell unter der Rubrik „Lernprozess“ abheften sollte. (RR)
TSV-Trainer Fuat Kilic: „Ich denke auch, dass wir sehr gut ins Spiel gekommen sind und uns gleich einige gute Tormöglichkeiten erarbeitet haben. Da wir diese nicht verwertet haben, hatte ich das Gefühl, dass sich bei meiner Mannschaft nach und nach der Schlendrian breit gemacht hat. Wir hatten nicht mehr die Tiefe im Spiel, denn wir wollten eigentlich durch ein schnelles Umschaltspiel die zweite Reihe des Gegners mehr beschäftigen. Wir haben uns dann aber zu sehr in das Zentrum bewegt und in Dribblings verloren. Das war so nicht geplant, und das habe ich in der Halbzeitpause auch angesprochen. Gottseidank haben die Jungs das danach auch verinnerlicht, viele Pässe nach vorne gespielt und die letzte Reihe durch gute Pässe in die Schnittstelle noch konsequenter beschäftigt. Ich bin natürlich überglücklich, dass wir endlich einmal wieder auch in dieser Höhe gewonnen haben. Durch die Tore sind wir befreiter und selbstbewusster aufgetreten, aber trotzdem müssen wir unsere Möglichkeiten noch konsequenter nutzen. Kurz, in der ersten Spielhälfte gab es noch ein Steigerungspotenzial, und mit der zweiten Halbzeit bin ich zufrieden.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Alemannia Aachen
ZeaiterHeinzeSalataMüllerFiedlerGarnier (79. Temür)PützBatariloBoesen (68. Glowacz)Kaiser (46. Imbongo)Idrizi
Trainer
Fuat Kilic
Fortuna Düsseldorf U23
MölleringMontagGoralski (C)KwadwoGalleKummerBezerra EhretMiyakeFroese (86. Schaub)Lovren (63. Deters)Falahen (68. Endres)
Trainer
Nico Michaty
Stadion:
Tivoli
Zuschauer
4400
Schiedsrichter
Florian Visse