Schockstarre auf dem Tivoli
Am zweiten Spieltag der Saison hatte die Zwote mit dem TSV Alemannia Aachen gleich einen schweren Gegner vor der Brust, der auch, wie jedes Jahr, zum erweiterten Kreis der Aufstiegsaspiranten zählt. Vor einer lautstarken und für viele der jungen Spieler wahrscheinlich noch ungewohnten Kulisse von 5700 Zuschauern bestanden die Flingeraner diese Feuerprobe aber mit Bravour.
Die Hausherren begannen aggressiv und hätten bereits nach zwei Minuten ihren ersten Torerfolg feiern können. André Wallenborn (2.) setzte David Mikel Bors mit einem Zuspiel in Szene, doch der TSV-Torjäger scheiterte aus kurzer Distanz an Jannick Theißen, der mit einem sehenswerten Spagat den Ball abwehrte. Im Gegenzug zielte Moritz Montag (5.) mit einem Freistoß aus dem linken Halbfeld denkbar knapp über die Querlatte. Die Domstädter zogen ein schnelles Angriffsspiel auf, das die noch etwas unsortiert wirkende Abwehr der Fortunen stark unter Druck setzte. Zunächst sah es nach einer frühen Führung der Gastgeber aus, doch die Flingeraner setzten der Wucht der Angriffe ein starkes Zweikampfverhalten entgegen und fanden immer besser ins Spiel, das sich mit verbissenen Zweikämpfen immer mehr ins Mittelfeld verlagerte. Bis auf einen Schlenzer von Bors (37.) aus rund zwanzig Metern, der am Lattenkreuz vorbei im Toraus landete, gab es keine weiteren Torszenen. Bemerkenswert jedoch, mit welcher Selbstsicherheit die jungen Spieler, wie Shinta Appelkamp und Enrique Lofolomo, den Kampf mit den physisch robusten Aachenern annahmen. Gemeinsam mit dem starken Bastian Kummer, der als Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Fortunen agierte, setzte Appelkamp immer wieder gute Akzente für die Offensive. Der defensiver agierende Lofolomo entlastete durch ein starkes Kopfballspiel die Abwehr und leitete ebenfalls einige gute Angriffe ein. Die Abwehrreihe der Fortunen um Kapitän Leander Goralski, der mit Tim Oberdorf in der Innenverteidigung einen kongenialen Partner gefunden zu haben scheint, stand inzwischen sicher und hatte ihren Gegner im Griff. Michel Stöcker auf der linken und Montag auf der rechten Außenbahn versuchten immer wieder, den quirligen Kevin Hagemann oder die beiden Angreifer Max Wegner und Lex-Tyger Lobinger in Szene zu setzten, doch da auch die Aachener eine kompakte und sichere Abwehr auf dem Rasen hatten, konnte sich die Offensive nicht entscheidend durchsetzen. Somit ging es mit einem von der Zwoten ehrlich erkämpften torlosen Remis in die Halbzeitpause.
Kurz nach dem Wiederanpfiff (47.) zielte Lobinger nach einem Solo auf das kurze Toreck, doch TSV-Torwart Ricco Cymer konnte zur Ecke klären. Es folgte ein turbulenter Auftakt des zweiten Durchgangs, bei dem die Fortunen einige brenzlige Situationen überstehen mussten, was ihnen durch einen kompromisslosen Einsatz aller Mannschaftsteile auch erfolgreich gelang. Wie aus dem Nichts wäre ihnen sogar fast der Führungstreffer gelungen. Montag (53.) lupfte den Ball in den Strafraum, Kummer erreichte ihn noch mit der Fußspitze, doch der Ball rollte an den Pfosten des leeren Tores. Die Hausherren inszenierten weiterhin ein intensives Kampfspiel, bei dem die Zwote durch ihre für U23-Mannschaften eher ungewöhnliche körperliche Robustheit gut mithalten konnte. Ein Standardklassiker der Art „Ecke-Kopfball-Tor“ brachte die Flingeraner schließlich doch in Rückstand. Florian David Rüter (69.) führte von der rechten Seite aus, Alexander Heinze stand goldrichtig und verwandelte. Der Rückstand bedeutete für die Fortunen jedoch kein Rückschlag, denn sie spielten unbeeindruckt weiter und intensivierten noch ihr Angriffsspiel. Natürlich gab es auch immer wieder Fehlpässe und Ballverluste, aber die leistete sich die Aachener auch. Die Mannschaft gab aber niemals auf und belohnte sich schließlich mit einem Treffer, der das Stadion kurzfristig in eine Schockstarre versetzte. Einen Freistoß von Hagemann (87.) konnten die Aachener abwehren, der Ball kam zu Vincent Schaub, und der spielte zu Oberdorf, der auf der Grundlinie postiert war. Was nun geschah, löste bei den Aachenern im Stadion eine erschrockene und den Düsseldorfern eine freudige Fassungslosigkeit aus. Oberdorf wollte, nach eigener Aussage, den Ball nach innen flanken, traf diesen aber so „perfekt“, dass die Kugel aus einem scheinbar unmöglichen spitzen Winkel an den langen Innenpfosten prallte und von dort im Tor landete. Nach diesem Zaubertor herrschte plötzlich Totenstille im Stadion, denn niemand hatte so schnell erkannt, dass den Fortunen tatsächlich noch der Ausgleich gelungen war, bis das Tor auch auf der Anzeigentafel erschien. Ein weiterer angenehmer Aspekt von Auswärtstoren ist, dass diese von Stadionsprechern ohne „Danke-Bitte“-Gedöns einfach nur sachlich angesagt werden. Nach einem Zweikampf mit Robin Garnier (90.+3) wurde Montag mit Rot des Feldes verwiesen. Die Zwote brachte ihren Punktgewinn sicher über die Zeit und verabschiedete sich mit einer großartigen Leistung und einem wertvollen Punkt aus der Domstadt. (RR)
TSV-Trainer Fuat Kilic: „Natürlich bin ich enttäuscht, dass wir es nicht geschafft haben, das Ergebnis souveräner mitzunehmen und mehr Ruhe in unser Spiel zu bekommen. Man hatte das Gefühl, die Mannschaft hatte Angst, das Spiel aus der Hand zu geben. Natürlich trifft der Spieler beim Gegentor optimal, aber eigentlich darf es erst gar nicht zu dieser Situation kommen. Innen standen auch noch zwei Spieler blank, und wenn der Ball ins Zentrum kommt, macht einer von diesen ihn rein. Wir waren von Anfang an zu zerfahren, und Düsseldorf ist, wie wir gesehen haben, keine typische U23-Mannschaft, sondern sie spielt hart gegen den Gegner und ist gewillt, Zweikämpfe anzunehmen. Geprägt war das Spiel weniger durch spielerische Klasse, sondern mehr Kampf, Präsenz und Intensität. In den Phasen, in denen wir Ruhe in unser Spiel gebracht haben, hatten wir auch unsere Chancen, aber das war zu selten.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Alemannia Aachen
CymerWallenbornHeinzePützRüter (61. Schmitt)Batarilo-CerdicBors (Noel)Glowacz (61. Müller)Fiedler (46. Boesen)GarnierHackenberg (C)
Gelbe Karten
FiedlerTrainer
Fuat Kilic
Fortuna Düsseldorf U23
TheißenMontagGoralski (C)StöckerOberdorfKummer (80. Willms)Appelkamp (63. Schaub)LofolomoHagemannLobinger (63. Lobinger)Wegner
Gelbe Karten
Goralski
Rote Karten
Montag (90.+3, grobes Foulspiel)Trainer
Nico Michaty
Stadion:
Zuschauer
5700
Schiedsrichter
Robin Braun (Wuppertal)