Debakel beim Tabellenführer noch abgewendet
Die längste Auswärtsfahrt der Saison führte die Zwote zum derzeitigen Tabellenführer ins tiefste Ostwestfalen zum SV Rödinghausen, der zurzeit zu den aussichtsreichsten Kandidaten für den Aufstieg in die Dritte Bundesliga zählt. Im dortigen Wiehenstadion konnten die Fortunen in der vergangenen Saison das erste Mal als Sieger vom Platz gehen. Eine Wiederholung dieses Erfolgs stand angesichts einen Gegners, der sich diese Saison noch erheblich verstärkt hat, nicht unbedingt als ein „Muss“ auf der Agenda, wäre von Seiten der Flingeraner aber sicherlich gerne mitgenommen worden. In der Gesamtschau der Begegnung wäre, nach einer schwachen ersten Spielhälfte, ein Punktgewinn auch durchaus noch möglich gewesen.
Das Spiel begann kurios mit gleich mehreren Großchancen. Nach einem zu kurzen Rückpass (2.) standen plötzlich Simon Engelmann und Christian Derflinger völlig blank im Strafraum vor Zwote-Keeper Maduka Okoye. Da beide sich nicht entscheiden konnten, wer das Tor erzielen sollte, verzettelten sie sich, so dass Kapitän Leander Goralski und Bastian Kummer die Zeit hatten, sich auf der Linie zu positionieren und die Situation zu klären. Im direkten Gegenstoß spielte SVR-Torwart Niclas Heimann (3.) den Ball direkt vor die Füße von Kevin Hegemann, der dieses Gastgeschenk aber nicht nutzen konnte. Wieder nur eine Minute später kam Engelmann (4.) erneut frei durch, zielte aber nur Millimeter neben den linken Torpfosten. Mit etwas Glück gelang den Hausherren dann doch eine frühe Führung. Engelmann (11.) kam frei zum Schuss, Okoye war zur Stelle, doch der Ball wurde kurz vor ihm von Johannes Bühler unglücklich zu einer Kerze abgefälscht und senkte sich über den Torwart hinweg in den oberen langen Winkel. Die physisch robusten Ostwestfalen fuhren mit großer Wucht und einer klaren, gradlinigen Spielanlage ihre Angriffe. Viele liefen über den kaum zu haltende Engelmann, der nach elf Spieltagen bereits zwölf Tore erzielt hatte. So auch beim zweiten Tor der Gastgeber. Okoye (20.) konnte eine Eins-gegen-Eins-Situation gegen den Torjäger noch zur Ecke klären, doch der von diesem ausgeführte Eckball kam präzise zu Fynn Arkenberg (21.) der mit dem Kopf verwandelte. Nach einer Balleroberung im Mittelfeld lief Engelmann (30.) zum gefühlten zehnten Mal frei auf Okoye zu, der aber blieb ruhig, rannte ihm erst spät entgegen und zwang den SVR-Stürmer zu einem Lupfer, der aber an der Querlatte landete. Die Fortunen hatten der Wucht der Gastgeber nicht viel entgegenzusetzen und mussten kurz vor dem Pausenpfiff noch einen dritten Treffer hinnehmen. Franz Pfanne (44.) blieb Sieger in einem Prellballduell im Mittelfeld, legte von der linken Seite quer zu Eros Dacaj, der den Halbzeitstand von 3:0 herstellte.
Angesichts der drückenden spielerischen wie physischen Überlegenheit der Hausherren im ersten Durchgang war durchaus zu befürchten, dass die Reise der Zwoten in einem Debakel enden würde. Doch bereits kurz nach Wiederanpfiff wendete sich das Blatt. Max Wegner (49.) eroberte in der eigenen Hälfte den Ball, startete einen Sololauf über das gesamte Spielfeld und bediente Hagemann im richtigen Moment. Der quirlige Außenstürmer der Fortunen umspielte noch Heimann und verkürzte auf 1:3. Danach kamen die Flingeraner wesentlich besser ins Spiel. Vincent Schaub stabilisierte nach seiner Einwechslung in der Halbzeitpause die rechte Abwehrseite und machte Engelmann das Leben schwerer. Die Innenabwehr mit einem zweikampfstarken Goralski und herausragenden Tim Oberdorf, der einige brenzlige Situationen mit erstaunlicher Ruhe und Eleganz löste, nahm den Angriffen des Gegners die Wucht und trieb das Spiel immer wieder nach vorne. Tim Bornemann (52.) hatte nach Zuspiel von Wegner eine gute Situation, doch Heimann war einen Tick schneller. Das Tor der Zwoten hatte seine Wirkung nicht verfehlt, denn die Hausherren gingen nun vorsichtiger vor. Die Flingeraner kamen dadurch zwar immer mehr in Ballbesitz, hatten aber Schwierigkeiten, sich gegen die Abwehrmauer der Gastgeber durchzusetzen. Die Möglichkeit zum Anschlusstreffer eröffnete sich schließlich durch ein Handspiel von Haktab Omar Traoré (81.) im eigenen Strafraum. Nader El-Jinaoui trat zum Strafstoß an, schoss den Ball aber weit über das Tor. Die Fortunen versuchten dennoch weiter, noch einen Treffer zu erzielen, blieben am Ende aber erfolglos. Man mag darüber spekulieren, ob ein verwandelter Elfmeter noch zu einem Remis geführt hätte, keine Spekulation ist es aber, dass die Zwote in der zweiten Spielhälfte durch eine Besinnung auf ihr eigentliches Potenzial und ein engagiertes Auftreten ein sich im ersten Durchgang abzeichnendes Debakel noch abgewendet hat. (RR)
SVR-Trainer Enrico Maaßen: „Wir haben verdient gewonnen und eine hervorragende erste Halbzeit gespielt. Zehn Sekunden vor der Chance der Fortunen zur frühen Führung hatten wir diese Chance. Sieben Tore für uns in der ersten Spielhälfte für uns wären angesichts unserer vielen Chancen wohl angemessen gewesen. Unsere Chancenverwertung war nicht gut. Trotzdem wollten wir auch im zweiten Durchgang weiter nach vorne spielen. Dann kassieren wir nach einem Standard durch einen Konter den Gegentreffer, und natürlich muss man sich danach erst einmal sammeln. Die Umstellungen aufgrund der Verletzung von zwei wichtigen Spielern haben unserem Spiel nicht gut getan. Man muss sagen, dass wir uns in der zweiten Halbzeit nicht gut und souverän angestellt haben. Wenn der Elfmeter reingeht, hätte das Spiel nochmals eng werden können. Ich weigere mich aber, das Negative zu sehen, sondern dass wir gegen eine gute Mannschaft gewonnen haben.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
SV Rödinghausen
HeimannFlottmann (C)BackszatArkenbergDacajEngelmannDerflinger (58. Steffen)TraoreKunze (56. Schlottke)Pfanne (16. Lokotsch)Langer
Gelbe Karten
Kunze, Steffen, Backszat, Traoré, HeimannTrainer
Enrico Maaßen
Fortuna Düsseldorf U23
OkoyeGoralski (C)StöckerLaws (46. Bornemann)LofolomoAppelkampOberdorfHagemannKummer (58. El-Jindaoui)Bühler (46. Schaub)Wegner
Gelbe Karten
Laws, StöckerTrainer
Nico Michaty
Stadion:
Häcker Wiehenstadion
Zuschauer
908
Schiedsrichter
Andreas Steffens