Erst Sturm, dann Flaute
Wie so häufig gegen ehemalige Bundesligisten war aus verschiedenen Kreisen auch im Vorfeld der Begegnung der Zwoten gegen Alemannia Aachen eine Horde von 800 gewaltbereiten Besuchern aus der Kaiserstadt kolportiert worden. Schließlich aber fanden, wie nach realen Erfahrungswerten zu erwarten war, bei nasskaltem Wetter „nur“ rund 400 friedliche TSV-Fans den Weg ins Paul-Janes-Stadion, die ihre Mannschaft lautstark unterstützten. Kurz vor Beginn des letzten Spiels der Zwoten vor der Winterpause fegte ein von starken Windböen begleiteter heftiger Regenschauer über das Spielfeld, der den tiefen Rasen nochmals gründlich wässerte, und der mit dem Anpfiff in einen feinen Nieselregen überging.
Die Gäste aus der Printenstadt starteten besser ins Spiel und gingen nach einer Flanke von Sebastian Schmitt (6.) und einem Kopfball von Jonathan Bentele bereits früh in Führung. Die Fortunen ließen sich davon nicht beeindrucken, spielten aggressiv nach vorne und kamen ebenso früh zum Ausgleich. Aachens Keeper Ricci Cymer (11.) konnte einen Schuss von Davor Lovren nicht festhalten, Max Wegner war zur Stelle und netzte mit einem trockenen Schuss ein. Nur fünf Minuten später gelang den Flingeranern sogar die Führung. Kevin Hagemann (16.) setzte sich auf der linken Seite durch, legte klug zurück auf Kelvin Ofori, der diese Vorlage souverän verwertete. In der Phase nach dem Führungstreffer bis rund fünfzehn Minuten vor der Halbzeit bestimmten die Fortunen mit guten Kombinationen in die Spitze eindeutig das Spiel. Der dritte Treffer der Zwoten lag förmlich in der Luft, wie beispielsweise nach einem Zuspiel von Shinta Appelkamp (23.) auf Wegner, dessen Schuss durch die Beine von Cymer flog, aber noch kurz vor der Torlinie geklärt wurde. In der Schlussphase vor dem Pausenpfiff kamen aber auch die Gäste wieder stärker auf und hätten durch einen Flachschuss von Muja Arifi (42.), der nur um Haaresbreite am rechten Torpfosten ins Aus strich, fast den Ausgleich erzielt. Trotzdem war die knappe Führung der Fortunen zur Halbzeit nicht unverdient.
Wie zu erwarten war, drängten die Gäste sofort nach dem Wiederanpfiff vehement auf den Ausgleich. Zwei Maßnahmen von Alemannia-Trainer Fuat Kilic unterstützten diesen Plan. Mit der Einwechslung von Vincent Boesen und Robin Garnier verstärkte er die Defensive und Offensive, und mit einer doppelten Manndeckung legte er den quirligen und bis dahin für die Gäste extrem gefährlichen Ofori erfolgreich an die Kette. Die Fortunen blieben zunächst aber konzentriert, und es entwickelte sich trotz des zusehends immer ramponierten Rasens, auf dem der Ball immer träger und unberechenbarer wurde, ein spannendes Spiel mit vielen guten Kombinationen auf beiden Seiten. Die Kaiserstädter hatten zwei gute Chancen durch einen Fernschuss von Kai Bösing (58.), den Zwote-Torwart Maduka Okoye stark parierte, und einen darauf folgenden Kopfball von Steven Rakk, der am langen Pfosten vorbei im Toraus landete. Die Fortunen hatten eine Möglichkeit, als Enrique Lofolomo (65.) nach einem Sololauf im Strafraum von einem Gegner foulverdächtig vom Ball getrennt wurde, und Hagemann im Nachschuss knapp verzog. Direkt danach brachte eine weitere Einwechslung durch Kilic die Wende für die Gäste. David Pütz kam in der 65. Minute für Rakk, stand kurz darauf bei einer Ecke von André Wallenborn (66.) goldrichtig und verwandelte per Kopf zum Ausgleich. Dieser „Eckball-Kopfball-Tor“-Klassiker erwies sich als Wirkungstreffer, denn die Fortunen agierten nun immer verunsicherter. Ihr Sturmlauf im ersten Durchgang wich nun einer Sturmflaute; die Gäste bekamen dagegen nun starken Aufwind und spielten druckvoll nach vorne, während sich die Flingeraner fast ausschließlich auf die Verteidigung des noch verbliebenden eines Punktes konzentrieren mussten. Nachdem Boesen (83.) noch aus kurzer Distanz an Okoye gescheitert war, verhinderte eine erneute, diesmal spielentscheidende Einwechslung (85.) auf Seiten der Aachener auch einen Punktgewinn der Zwoten. Für Schmitt kam Florian David Rüter, der – wie zuvor schon Pütz – nach nur einer Minute auf dem Rasen erfolgreich war. Sein Schuss (86.) aus spitzem Winkel von der linken Seite nach Vorarbeit von Stipe Batarilo-Cerdic schlug im langen oberen Toreck ein und besiegelte die Niederlage der Fortunen, mit der nach ihrer starken Leistung im ersten Durchgang nicht unbedingt zu rechnen gewesen war. (RR)
Zwote Trainer Nico Michaty: „Wir haben uns natürlich auch etwas vorgenommen und wären gerne mit einem positiven Ergebnis in die Winterpause gegangen. Wir haben die kalte Dusche des frühen Rückstands gut gekontert und schnell zwei Tore erzielt. In der Phase, in der wir noch zwei gute Möglichkeiten hatten, haben wir es versäumt, das dritte Tor nachzulegen. Wir wussten, dass Aachen in der zweiten Hälfte versuchen würde, viel Druck zu machen. Wir haben den Ausgleich nicht gut verteidigt und zu einfach zugelassen. Wir hätten einige gute Situationen besser ausspielen und versuchen müssen, vielleicht einen Lucky Punch zu setzen, doch so bekommen wir kurz vor Schluss, als wir wieder nicht gut verteidigt haben, noch einen Treffer und stehen mit leeren Händen da. Ein Unentschieden wäre ein gerechtes Ergebnis gewesen, aber Aachen hatte in der zweiten Halbzeit mehr Wucht und mehr Möglichkeiten. Schade, dass wir uns nicht belohnt haben. Jetzt gilt es, die Akkus aufzuladen und im neuen Jahr den Kampf wieder aufzunehmen.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
OkoyeMontag (76. Bornemann)Goralski (C)OberdorfStöcker (89. El-Jindaoui)LofolomoAppelkamp (80. Kummer)Lovren (14. Schaub)OforiHagemannWegner
Trainer
Nico Michaty
Alemannia Aachen
CymerWallenbornHeinzeBatarilo-CerdicBösingRakk (65. Pütz)BentekeSchmitt (85. Rüter)Arifi (46. Boesen)Hackenberg (C)Özkan (46. Garnier)
Gelbe Karten
Bösing, RakkTrainer
Fuat Kilic
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
430
Schiedsrichter
Robin Braun