„Mit dem Ergebnis des Umbruchs zufrieden”
Sportvorstand Uwe Klein im großen Interview
Das Transferfenster ist zu! Nachdem die Fortuna am “Deadline Day” mit Kristoffer Peterson und Christoph Klarer zwei weitere Spieler unter Vertrag genommen hat, können nun bis zur Wintertransferperiode keine Fußballer mehr von anderen Vereinen verpflichtet werden. Dementsprechend hat sich Sportvorstand Uwe Klein nach monatelanger intensiver Arbeit in den wohlverdienten Urlaub verabschiedet. Allerdings nicht, ohne der Redaktion von www.f95.de ein Interview über die Kaderzusammenstellung, die Einbindung von Jugendspielern und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Transferphase zu geben.
Herr Klein, das Transferfenster ist seit Montag geschlossen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Kader?
Wir sind sehr zufrieden mit unserem Kader und haben viele gute Spieler mit Potential dazubekommen. Aufgrund des Abstiegs und des Umbruchs, den wir vollziehen mussten, waren die letzten Wochen natürlich sehr intensiv. Aber wir haben unsere Planung gemeinsam gut umgesetzt. Daher gilt mein Dank allen Beteiligten.
Ist die Kaderplanung mit dem Ende der Transferperiode abgeschlossen?
Eine Kaderplanung ist nie abgeschlossen. Wir beschäftigen uns jetzt schon wieder mit Spielern, die in den nächsten beiden Transferperioden interessant für uns sein können. Wir werden uns außerdem weiter mit den Spielern beschäftigen, die unsere Mannschaft auch jetzt noch verstärken könnten.
Haben Sie dabei noch ein Auge auf einen offensiven Mittelfeldspieler geworfen?
Wir haben mit Edgar Prib und Shinta Appelkamp zwei Spieler für diese Position. Auch Kenan Karaman kann hängend spielen. Edgar ist aktuell zwar leider verletzt, hat aber in den vergangenen Jahren in Fürth und Hannover gezeigt, wie wichtig er für das Spiel seiner Mannschaften war. Auch von Shinta sind wir absolut überzeugt. Wir haben nicht umsonst seinen Vertrag vorzeitig verlängert und auch die Einsatzzeiten zeigen, dass der Trainer auf ihn setzt. Wenn wir wollen, dass sich Spieler aus unserem NLZ entwickeln, müssen wir ihnen auch die Möglichkeit auf Einsatzzeiten geben. Wir haben großes Vertrauen in seine Fähigkeiten. Aber klar ist, dass wir natürlich handeln, wenn sich eine Chance ergibt, einen Spieler zu verpflichten, der sportlich und finanziell zu uns passt.
So ein Mammut-Umbruch darf uns nicht nochmal passieren.
Uwe Klein
Ganz grundsätzlich: Welche Idee haben Sie bei der Zusammenstellung des Kaders verfolgt?
Es war unser Wunsch, Spieler zu verpflichten, die eine Perspektive haben und hungrig auf Fortuna sind. Wir haben zum Beispiel mit Klarer, Peterson und Piotrowski Spieler langfristig an die Fortuna gebunden und Leihgeschäfte mit Kaufoptionen umgesetzt. Wie gesagt: Wir haben einen guten Kader für diese Zweitliga-Saison und sind mit diesen Spielern zudem auch langfristig gut aufgestellt. Wir mussten aufgrund der hohen Anzahl an auslaufenden Verträgen einen Mammut-Umbruch hinlegen. Das darf uns nicht nochmal passieren. Jetzt haben wir für die kommenden Transferperioden das Heft des Handelns wieder ein Stück mehr in der Hand. Das muss unser Weg sein!
Wie weh taten die Abgänge?
Die Abgänge von Spielern wie Kevin Stöger, Erik Thommy und Kaan Ayhan haben uns natürlich wehgetan. Aber wir müssen auch realistisch sehen, dass diese Spieler den nächsten Schritt gehen wollten. Das ist absolut legitim. Dies zu akzeptieren, gehört auch zum Weg der Fortuna. Ziel muss es hier jedoch sein, in der Zukunft Ablösesummen zu generieren. Ich bin überzeugt, dass wir viele interessante Spieler dazubekommen haben, die tolle Charaktere sind und das Zeug dazu haben, sich ähnlich wie die beispielhaft genannten Spieler zu entwickeln und somit für uns sehr wertvoll zu werden.
Welche Auswirkungen hat die Coronavirus-Pandemie auf die Kaderplanung?
Die Corona-Pandemie hat die Kaderplanung natürlich nicht einfacher gemacht. Das gilt aber für alle Clubs und das komplette Transfergeschehen. Zu Beginn der Transferperiode war fast keine Bewegung auf dem Markt. Außerdem mussten wir erst einmal erarbeiten, mit welchem Budget wir überhaupt planen können. Für uns war es wichtig, geduldig zu sein. Wenn man in diesen ohnehin außergewöhnlichen Zeiten 19 Spieler abgeben muss und neun neue holt, ist das schon sportlich. Wir sind mit dem Ergebnis aber sehr zufrieden.
Jugendspieler an die Profis heranzuführen, muss bei uns im Fokus stehen.
Uwe Klein
Wie sieht die Situation bei Jamil Siebert aus?
Wir wollen Jamil gerne weiter an die Fortuna binden und sind mit ihm und seinem Berater im engen Austausch, nachdem wir ihm gemeinsam mit dem Trainer einen klaren Plan aufgezeigt haben. Wir trauen Jamil den nächsten Schritt zu und wollen ihm gerne die Möglichkeit geben, diesen bei seinem Heimatverein zu gehen. Auf der der Innenverteidiger-Position sehen wir eine große Perspektive für ihn.
Wie bewerten Sie allgemein die Verzahnung zwischen NLZ und der Profi-Mannschaft?
Man sieht ja, dass wir mittlerweile einige Spieler aus dem NLZ bei den Profis haben. Mit Jamil Siebert, Shinta Appelkamp und Dennis Gorka sind wir sehr zufrieden. Nikell Touglo, Tim Köther, Michel Stöcker und Enrique Lofolomo trainieren regelmäßig bei den Profis. Nikell hat sich leider in der Vorbereitung verletzt und fällt länger aus, ebenso muss ‘Emma’ Iyoha krankheitsbedingt leider passen. Zuletzt haben also einige Spieler den Sprung in die erste Mannschaft geschafft. Das kann auch eine Signalwirkung für die vielen weiteren Talente in unserem NLZ sein. Wir sind mit der Verzahnung zufrieden und freuen uns darüber, dass sich die jungen Spieler so positiv entwickeln. Jugendspieler an die Profis heranzuführen, muss bei der Fortuna im Fokus stehen.
Wie bewerten Sie die Vorbereitung auf die Saison im Allgemeinen?
Natürlich war es alles andere als eine einfache Vorbereitung für uns. Mit den zwei COVID-19-Fällen innerhalb des Kaders hat uns die Pandemie auch direkt getroffen. Trainingseinheiten und Testspiele fielen aus. Dabei ist in Anbetracht des Umbruchs jedes Training und jedes Spiel wichtig, damit die Mannschaft sich findet. Dass die Fans während der Vorbereitung fehlten und sie beispielsweise bei unserer Saisoneröffnung in der Arena nicht dabei sein konnten, tat darüber hinaus natürlich sehr weh. Wir sind sehr glücklich darüber, dass sie zumindest teilweise zu den Spielen zurückkehren können. Neben dem Platz gab es dann noch die komplizierten Transferdeals rund um Kaan Ayhan, Nana Ampomah und Bernard Tekpetey. Aber diese haben wir im Sinne des Vereins sehr gut gelöst.
Was erhoffen Sie sich jetzt von der Saison und was sind die Ziele?
Ich bin kein Freund davon, Parolen rauszuhauen. Nach dem ungewöhnlich großen Umbruch wird die Mannschaft Zeit brauchen, um sich zu finden. Mit Luka Krajnc, Kristoffer Peterson und Christoph Klarer sind gerade in der letzten Woche erst noch drei Spieler neu dazugekommen. Es muss jedem klar sein, dass noch viel Arbeit im Training nötig ist, bis Automatismen sich einspielen. Bis das erreicht ist, werden wir also noch etwas Geduld brauchen, um die ich alle bitte! Die Zielsetzungen des Vereins besprechen wir jetzt im Vorstand sowie mit dem Trainer und der Mannschaft. Wir werden uns dann auch zeitnah öffentlich klar dazu äußern.