Heinz Lucas
In den 1970er Jahren führte er F95 in die Bundesliga und nach Europa
Zweifelsohne ist mit Heinz Lucas eine sportlich herausragende Zeit in der Vereinsgeschichte verbunden. Diese liegt zwar schon gut vier Jahrzehnte zurück; deswegen sind die Erfolge, die er mit den Flingeranern damals feiern konnte, aber keineswegs verblasst oder gar vergessen. Ohne ihn wären die besten Bundesligaplatzierungen, die beiden DFB-Pokalsiege und ebenso die Auftritte auf internationaler Bühne vermutlich nicht zustande gekommen. Denn die knapp fünf Jahre seines Schaffens am Flinger Broich hinterließen nachhaltig ihre Spuren.
Den Kontakt zum gebürtigen Berliner hatten Fortunas Verantwortliche durch eine Anzeige im Sportmagazin „Kicker“ hergestellt! Es folgten eine förmliche Bewerbung und ein Gespräch mit den damaligen Funktionären Bruno Recht und dem heutigen Ehrenpräsidenten Hans-Georg Noack. Somit wurde Heinz Lucas im Sommer 1970 Nachfolger von Otto Knefler. Er genoss bereits zu diesem Zeitpunkt einen guten Ruf, zumal der Fußballlehrer beim legendären Sepp Herberger seine Prüfung absolviert hatte. Außerdem sah er zu jener Zeit beim SV Darmstadt 98 keine Herausforderung mehr. Vielmehr reizte ihn die Aufgabe in der NRW-Landeshauptstadt. Somit fiel die Wahl - auch auf Anraten seines Vorgängers - auf ihn und sie sollte bei der Fortuna nie bereut werden!
Echte Freunde
Kameradschaft, Vereinstreue und Ehrlichkeit: Diese Tugenden waren das Credo seines Schaffens. Bei seinem Amtsantritt am 1. Juli 1970 vor versammelter Mannschaft fasste er sich daher kurz: „Ich hoffe, wir werden Freunde, denn als Freunde verfolgen wir ein gemeinsames Ziel im Sport!“ Offenbar hatten seine Spieler gut zugehört. Denn F95 und Lucas wurden fortan ein Erfolgsgespann; die nächsten Jahre gehören bis heute zu den Glanzzeiten des Vereins. Gleich am Ende seiner Premierensaison 1970/71 gewannen die Rot-Weißen ungeschlagen ihre Qualifikationsrunde zur Bundesliga und waren somit zum zweiten Mal Erstligist.
Als Aufsteiger erreichte die Mannschaft 1971/72 einen sicheren 13. Platz. Schon ein Jahr darauf war es nur ein einziger Punkt, der die Vizemeisterschaft kostete, aber erstmalig die Qualifikation für den Europapokal sicherte. Auch in der folgenden Saison stand ein dritter Rang auf der Endabrechnung. Nie wieder sollte sich Fortuna derart gut in der Bundesliga-Abschlusstabelle platzieren.
Nichts dem Zufall überlassen
Manchmal ist der Erfolg im Sport eben doch planbar. Zumindest machte ihn Heinz Lucas, der ein akribischer Arbeiter war, wahrscheinlicher. Dies belegen einige Tagebücher und Tonbandaufzeichnungen, die der Fortuna-Archivsammlung vorliegen. Aus seinen mehrere tausend Seiten umfassenden Notizen geht exakt hervor, wann und wie trainiert wurde, worauf beim Gegner zu achten war und welche taktischen Vorgaben er seinem Team mit auf den Weg gab. Heinz Lucas überließ eben nichts dem Zufall. Dabei blieb er stets bescheiden und warmherzig.
Fortuna-Legenden und Nationalspieler
In seiner Ära schafften auch einige bis heute unvergessene Fortunen den Durchbruch auf nationalem sowie auf internationalem Parkett: Gerd Zewe, Peter Biesenkamp, Heiner Baltes, Klaus Budde, Wolfgang Seel, Werner „Timo“ Kriegler, Benno Beiroth, Dieter Herzog, der 1974 als Nationalspieler sogar Weltmeister wurde (!), Gerd Zimmermann oder Reiner Geye standen für die Erfolge der Rot-Weißen, um nur einige zu nennen.
Weggang aus Düsseldorf…
Doch nach 1755 Tagen im Amt als Cheftrainer war Schluss. In seiner fünften Saison (1974/75) entschied der Vorstand schon zu Beginn der Rückrunde, dass der Vertrag im Sommer nicht verlängert werde. Ein Kritikpunkt war dessen mangelnde Risikobereitschaft. Als im April die Anfrage des Zweitligisten TSV 1860 München für einen frühzeitigen Wechsel kam, stand sein vorzeitiger Weggang aus Düsseldorf fest. Am 18. April 1975 wurde Lucas nach einem 2:0-Heimsieg über den 1. FC Kaiserslautern offiziell verabschiedet. Seine großen Verdienste wurden im weiten Rund des Rheinstadions gewürdigt, indem ein lautstarkes „Lucas, wir danken Dir!“ erklang. Wie weitreichend seine Arbeit war, lässt sich daran erkennen, dass noch bei den Pokalerfolgen 1979 und 1980 sowie dem unvergessenen Europokalfinale gegen den FC Barcelona 1979 nicht weniger als sechs „seiner“ Spieler in der Mannschaft standen.
Nach weiteren Stationen in Braunschweig und beim Wuppertaler SV sprang Lucas 1981 noch einmal für drei Monate bei der SpVgg Fürth ein, die sich in höchster Abstiegsnot befand und die er letztlich auf einen gesicherten Platz führen konnte. Danach - mit knapp 61 Lenzen - war für ihn im Profifußball Schluss.
Aber kein Abwenden von F95!
Heinz Lucas war einer, der dem Verein auch nach seinem Weggang nie den Rücken zugewandt hat. Bis heute reden die Fans mit Respekt von ihm, und bei manch einem werden wehmütige Erinnerungen wach. Zugleich war er Mitbegründer und jahrelanger Wegbegleiter von „Fortuna ´70“, der ersten Traditionsmannschaft der Flingeraner.
Am 18. Juli 2016 verstarb Heinz Lucas in einer Seniorenresidenz in Erkrath, wo er seinen Lebensabend verbrachte, nach langer schwerer Krankheit im symbolträchtigen Alter von 95 Jahren.
Fortuna Düsseldorf wird ihn nie vergessen und ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.