Wilfried „Willi“ Woyke
Über fast anderthalb Jahrzehnte zwischen den Pfosten
Im Team der Flingeraner, das in den 1970er-Jahren national und international für Furore sorgte, war er als Torhüter ein sicherer Rückhalt. Von 1965 bis 1979, also 14 Jahre lang, trug Wilfried „Willi“ Woyke das Fortuna-Trikot. Noch heute ist er als F95-Botschafter und Mitglied der Traditionsmannschaft ganz eng mit den Rot-Weißen verbunden.
Geboren wurde Wilfried Woyke am 12. Mai 1944 im belgischen Eupen, das damals noch von der Deutschen Wehrmacht besetzt war. Über Bochum kam er in jungen Jahren nach Düsseldorf, wo er als Maschinenschlosser bei den Düsseldorfer Stadtwerken begann und im seinerzeit hypermodernen „Wellenbad“ auf der Grünstraße arbeitete.
Bei der Fortuna stand er ab 1965 zunächst bei den Amateuren im Tor. Ab der Saison 1968/69 rückte er in die Profi-Abteilung als Stammtorwart auf, weil Wolfgang Fahrian zu Fortuna Köln gewechselt war. Im folgenden Jahrzehnt stand er in 280 Pflichtspielen als Torhüter zwischen den Pfosten, allein 190 Mal in der Bundesliga. Dazu kommen zahlreiche Einsätze im DFB-Pokal, in der Regionalliga West sowie bei internationalen Turnieren und im Europapokal. Insgesamt brachte er es auf 446 Einsätze – so viele wie kein anderer Keeper bei den Rot-Weißen.
Woykes Markenzeichen waren seine stoische Ruhe auf der Linie und sein erstklassiges Stellungs- und Strafraumspiel, die ihn zu einem sicheren und souveränen Rückhalt machten. Auf spektakuläre Aktionen und Flugeinlagen für die Galerie verzichtete der Schlussmann.
Platz drei in der Bundesliga – und das gleich zwei Mal
Nach dem Bundesliga-Aufstieg 1971 war der Schlussmann unter Trainer Heinz Lucas die unumstrittene Nummer eins und gleich zwei Mal an den besten Platzierungen beteiligt, als die Rot-Weißen 1973 und 1974 jeweils einen dritten Rang in der Abschlusstabelle belegten. In diese Zeit fiel am 5. Januar 1974 vor 62.000 Zuschauern im Rheinstadion der spektakuläre 4:2-Heimsieg (Tore: Köhnen (2), Geye, Herzog) über den FC Bayern München mit seinen späteren Weltmeistern Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Paul Breitner, „Katsche“ Schwarzenbeck, Uli Hoeneß und Gerd Müller, die ein halbes Jahr danach auch den Weltpokal gewannen.
Bei einem weiteren Saisonhöhepunkt stand er am 33. Spieltag zwischen den Pfosten. Am 11. Mai 1974 gewannen die Rot-Weißen im Niederrhein-Derby vor 45.000 Zuschauern gegen Borussia Mönchengladbach mit 1:0 (Torschütze: Geye). Somit hielt Woyke nicht nur – unter anderem durch einen gehaltenen Elfmeter gegen Jupp Heynckes – seinen Kasten sauber, sondern entschied damit den Kampf um die Deutsche Meisterschaft, denn eine Woche später feierte der FC Bayern München seinen Titelhattrick. Und die Fortuna qualifizierte sich erneut für den Europapokal.
In der Saison 1977/78 warf ihn zunächst eine Nackenwirbelverletzung zurück; später wurde er endgültig von Jörg Daniel abgelöst, der schließlich im Tor stand, als die Fortuna 1979 den DFB-Pokal gewann. Dennoch ist die Konstanz seiner Leistungen bis dahin gut durch Zahlen belegbar. Denn zwischen 1971 und 1977 kassierten von den elf Vereinen, die ununterbrochen der Bundesliga angehörten, nur die Serienmeister von Borussia Mönchengladbach und Bayern München sowie der Hamburger SV weniger Tore als Woyke und die Fortuna!
Karriereende, Treffen mit alten Weggefährten und soziales Engagement
Im Anschluss an seine Profi-Zeit spielte er gemeinsam mit seinem ehemaligen Mitspieler Werner "Timo" Kriegler zwei Jahre lang erfolgreich beim Oberligisten VfL Gevelsberg. Noch heute trifft sich Fortuna-Mitglied Woyke (seit 1965!) regelmäßig mit den „Alt-Fortunen“ von einst beim Fortuna-Stammtisch – wenn es die Bedingungen zulassen – um gemeinsam über ihre guten alten Zeiten in Düsseldorf zu plaudern. Bei den Heimspielen in der Arena ist Woyke ein regelmäßiger Gast, ebenso besucht er als F95-Legende gerne die Spiele der Traditionsmannschaft und schreibt fleißig Autogramme. Darüber hinaus war er jahrelang in der Talentsichtung aktiv.
Außerdem beteiligt sich der Vater von zwei Söhnen seit vielen Jahren an zwei Düsseldorfer Sozialprojekten, die ihm sehr am Herzen liegen. Einerseits ist er für die „Bolzplatzhelden“ im Einsatz, die es Schulkindern ermöglichen, kostenlos auf Bolzplätzen in ihren Stadtteilen zu trainieren. Andererseits engagiert er sich beim Altstadt-Armenküche e.V., weil er von der Arbeit von Pater Wolfgang „tief beeindruckt“ ist, wie er selbst auf seiner Homepage schreibt.