Felix „Sir“ Zwolanowski
Der Torschütze zum 1:0 im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1933
„Ich weiß gar nicht, wie der Ball dahingekommen ist. Aber ich konnte auch nicht anders, als ihn ins Tor zu treten! Sonst hätten die Anderen mich verjückt…“. So kommentierte Felix Zwolanowski seinen Führungstreffer, der am 11. Juni 1933 den Weg zum 3:0-Erfolg über den FC Schalke 04 und damit zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft ebnete. Fast 17 Jahre lang, unterbrochen durch die Kriegswirren, spielte er für die Fortuna.
Zur Saison 1931/32 war der Flügelstürmer noch als A-Jugendlicher von DJK Rheinfranken zur Fortuna gekommen. Insofern war es für den Düsseldorfer, der hier am 12. Juli 1912 geboren wurde, ein Wechsel über nur wenige Meter den Flinger Broich hinauf. Er selbst war „ein echter Flingeraner Jung und Straßenfußballer“. Rund um die Dorotheenstraße waren in seiner Kindheit die Straßen und Plätze sein Fußballrevier.
Gleich in seinem zweiten Jahr bei der Fortuna erlebte der vielseitig einsetzbare und quirlige Techniker den großen Triumph. Dabei hatte der „Sir“ maßgeblichen Anteil am Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Im gegnerischen Strafraum nahm er in der 11. Spielminute nach Zuspiel von Paul Mehl den Ball an, um dann nach einer blitzschnellen Drehung den Torhüter der „Knappen“, Hermann Mellage, mit einem nicht ganz unhaltbaren Schuss zu düpieren. „Die bestellten Betten im Hotel waren umsonst. Wir haben in dieser Nacht kein Auge zugemacht“, sagte er immer wieder gerne im Rückblick auf die Meisterfeier in einem Kölner Hotel. Doch Zwolanowski war keiner, der sich selbst in den Vordergrund stellte. Viel lieber beobachtete und kommentierte er die Dinge aus der Distanz.
Sprinterqualitäten, Torriecher und ein gutes Kopfballspiel
Ohnehin konnte er sich bei den Rot-Weißen als Linksaußen bzw. linker Läufer schnell einen Stammplatz erkämpfen. Nach eigener Aussage zeichneten ihn vor allem seine Schnelligkeit mit einer persönlichen Bestzeit von 11,2 Sekunden über 100 Meter, die Sprungkraft und damit einhergehend seine Kopfballstärke sowie „der gewisse Torriecher“ aus.
So hatte er unter anderem in jenem Frühjahr 1933 im Vorrundenspiel um die Deutsche Meisterschaft beim 9:0-Erfolg über Vorwärts Gleiwitz als vierfacher Torschütze seinen großen Auftritt. Darüber hinaus galt Zwolanowski als tadelloser Sportsmann, der in seiner langen Karriere weder einen Platzverweis noch eine Verwarnung erhielt. Demnach war sein Spitzname „Sir“ keineswegs eine Übertreibung.
Vize-Meister, Vize-Pokalsieger und Nationalspieler
1936 gehörte er noch der Fortuna-Elf an, die erneut um den Titel spielte. Doch das Endspiel ging äußerst unglücklich mit 1:2 nach Verlängerung gegen den 1. FC Nürnberg im Berliner Poststadion verloren.
Und er stand auch in der Mannschaft, die 1937 in Köln das Endspiel um den Tschammer-Pokal bestritt, den damals so genannten und heutigen DFB-Pokal. Doch statt an gleicher Stätte wie vier Jahre zuvor zu triumphieren, zogen die Rot-Weißen diesmal gegen Schalke mit 1:2 den Kürzeren.
Im Jahr 1940 kam er unter dem damaligen Reichs- und späteren Bundestrainer Sepp Herberger zweimal in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zum Einsatz. Am 15. September 1940 debütierte er beim 1:0-Sieg im damaligen Preßburg (heute: Bratislava) gegen die Slowakei als rechter Läufer. Am 3. November 1940 kam er in Zagreb gegen Jugoslawien zu seinem zweiten Einsatz.
Kriegswirren, Schulterprobleme und Karriereende
Der Zweite Weltkrieg (1939-45) machte jedoch einen regulären Spielbetrieb ab einem gewissen Zeitpunkt praktisch unmöglich. Immerhin weist seine Biographie eine Karriere aus, die 1931 begann und erst 1949 bei der Fortuna endete. Im Alter von 37 Jahren hängte er aufgrund einer hartnäckigen Schulterverletzung seine Fußballschuhe an den Nagel. Nicht selten kam es am Flinger Broich bei den Spielen vor, dass während der Begegnung über Lautsprecher nach einem Arzt gerufen wurde, der die ausgekugelte Schulter von Felix Zwolanowski wieder einrenken konnte... aus heutiger Sicht unvorstellbar.
Am 8. Juni 1949 bestritten die beiden Deutschen Meister Felix Zwolanowski und Paul Mehl gemeinsam ihr letztes Spiel für die Fortuna - der Gegner: FC Schalke 04. Insgesamt sind für ihn bis dato 355 Einsätze in Pflicht- und Freundschaftsspielen der Fortuna nachweisbar.
Eine Trainertätigkeit im Anschluss bei der Fortuna lehnte der passionierte Jäger ab und blieb bei der Rheinbahn, für die der Maler schon zuvor tätig gewesen war. Und dennoch blieb er in seiner Zeit nach dem Fußball der Fortuna treu, indem er noch jahrelang im legendären „Montagsclub“ mit vielen anderen Alt-Fortunen sein großes Können unter Beweis stellte.
Am 26. November 1998 verstarb Felix Zwolanowski im Alter von 86 Jahren. Er war über lange Zeit das letzte lebende Mitglied der legendären Elf von 1933.