Wolfgang Seel
Siegtorschütze im DFB-Pokalfinale 1979
Sein Name wird zweifelsohne immer ganz eng mit einem besonderen Moment in der Vereinsgeschichte verbunden sein. Denn Wolfgang Seel schoss im DFB-Pokalendspiel am 23. Juni 1979 in Hannover das Siegtor zum 1:0-Erfolg gegen Hertha BSC nach Verlängerung. Damit bescherte der Torjäger der Fortuna endlich den Gewinn der heiß begehrten Trophäe - und das im sechsten Anlauf nach zuvor fünf verlorenen Pokalendspielen. Ohnehin darf sein Name, wenn es um die ruhmreiche Vergangenheit der Fortuna im „goldenen Jahrzehnt“ geht, die 1970er, nicht fehlen.
Sein Treffer aus schier unmöglichem Winkel war ein Kuriosum für sich. Nach einem zu kurzen Rückpass des Berliner Kapitäns Uwe Kliemann in der 116. Spielminute sprintete der flinke Angreifer dazwischen, spitzelte das Leder zur Seite, um es dann fast von der linken Grundlinie mit der linken Innenseite (!) vorbei am Berliner Schlussmann Norbert Nigbur ins Netz zu schaufeln. Es war ein Kunstschuss, durch den die Fortuna wenige Minuten darauf endlich im sechsten Versuch den „Pott“ gewinnen konnte. Er selbst sagte Jahrzehnte später mit einem Lächeln zu der Aktion: „Ich denke nicht täglich an den Treffer. Aber das war schon ein unglaublicher Glücksmoment für mich. Vor allem deshalb, weil ich bei dem 0:2 verlorenen Pokalfinale gegen den 1. FC Köln im Vorjahr durch einige verpasste Chancen schon ein bisschen der Buhmann war.“
Und dann war doch noch das 7:1 gegen die Bayern!
Bei einer weiteren Sternstunde in der Vereinsgeschichte gehörte Seel ebenfalls zu den Protagonisten. Es war am 9. Dezember 1978, als die Rot-Weißen den FC Bayern München mit Fußballgrößen wie Sepp Maier, Klaus Augenthaler, Georg „Katsche“ Schwarzenbeck, Paul Breitner oder Karl-Heinz Rummenigge beim 7:1-Heimsieg in einem „normalen“ Bundesligaspiel auseinander nahmen. Seel weiß noch heute zu berichten, wie die Taktik der Fortuna aufging: „Die Bayern haben auf eine merkwürdige Art auf Abseits gespielt, was bei der von Trainer Gyula Lorant neu formierten Viererkette nicht funktioniert hat. Da sind wir im wahrsten Sinne des Wortes laufend in ihre Hälfte reingelaufen. Für mich persönlich war es insofern ein wunderschönes Spiel, weil ich zwei Tore erzielt, einen Elfmeter rausgeholt und noch eine Torvorlage gegeben habe“. In jeder Fußball-Statistik ist diese Pleite des deutschen Rekordmeisters bis dato als höchste Bundesliga-Auswärtsniederlage verzeichnet.
Allerdings ordnet er selbst im Nachhinein die Bedeutung dieser Begegnung anderen Ereignissen unter: „Die Endspiele im DFB-Pokal oder im Europapokal waren bedeutsamer oder auch das 6:5 gegen Bayern München ein paar Jahre zuvor (am 7. Juni 1975, Anm. d. Red.). Aber ein bisschen stolz macht es einen schon, dass wir bei der höchsten Auswärtsniederlage der Bayern nicht nur dabei, sondern maßgeblich daran beteiligt waren!“
Neun fantastische Jahre!
1973 war der gebürtige Saarländer, der beim 1. FC Saarbrücken seine Profi-Karriere begonnen hatte, vom 1. FC Kaiserslautern an den Flinger Broich gewechselt. 1982 ging er zurück nach Saarbrücken und lebt seit langer Zeit wieder in seiner Heimat in St. Ingbert. Zum Abschied wurde ihm damals als Dank die Goldene Vereinsnadel verliehen.
In seiner Zeit bei der Fortuna erzielte der pfeilschnelle Außenstürmer in 541 Einsätzen, davon 275-mal in der Bundesliga (58 Tore), imposante 209 Treffer. Er absolvierte 28 der insgesamt 29 Europapokalspiele (5 Tore) der Vereinshistorie. „Es waren neun phantastische Jahre, die ich in Düsseldorf verbracht habe. Deshalb habe ich nur gute Erinnerungen. Uns zeichnete vor allem die Kameradschaft aus,“ sagte er einmal Jahrzehnte später im Rückblick auf diese erfolgreiche Zeit bei einem Legenden-Treffen in Düsseldorf.
Wobei Seel viele weitere sportliche Höhepunkte erlebte. Vor allem zu Beginn legte er gleich fulminant los: „Die bessere sportliche Zeit hatte ich eigentlich in meinen Anfangsjahren unter Trainer Heinz Lucas, als mir in der Saison 1974/75 als Mittelfeldspieler sogar 13 Tore gelangen und ich in der Nationalmannschaft spielen durfte.“ Auch in den folgenden Jahren - mittlerweile zum Außenstürmer umfunktioniert - traf er konstant und durfte somit von 1974 bis 1977 sechs Mal unter Bundestrainer Helmut Schön in der DFB-Elf auflaufen.
Zu Beginn des Jahres 2009 wählten die Fortuna-Fans Wolfgang Seel in die „Jahrhundert-Elf“ des Vereins – unter anderem an der Seite von Weltmeister Toni Turek, Gerd Zewe, Egon Köhnen, den Allofs-Brüdern und Andreas „Lumpi“ Lambertz.