Egon Köhnen
Der „Eeeegon“ – Dauerläufer und DFB-Pokalsieger
15 Jahre lang trug Egon Köhnen das Trikot mit dem F95-Logo auf der Brust. Zwischen 1966 und 1981 erlebte er mit den Rot-Weißen Höhen und Tiefen, aber vor allem war der Publikumsliebling maßgeblich an der erfolgreichen Ära der Vereinsgeschichte beteiligt. Insgesamt 459 Pflichtspiele bestritt er für die Flingeraner und erzielte dabei 30 Tore. Mit dieser eindrucksvollen Spielerbilanz liegt Köhnen bei den Einsätzen in der Rangliste aller Fortuna-Akteure auf dem dritten Platz hinter Gerd Zewe und Matthes Mauritz.
All die, die den beinharten Verteidiger auf dem Platz in Aktion gesehen haben, erinnern sich gerne an die langgezogenen „Eeeegon“-Sprechchöre, die durch das weite Rund des Rheinstadions hallten – als Anerkennung für seinen unermüdlichen Einsatz. Zumal er sich selbst, wenn er über seine fußballerischen Qualitäten sprach, eher als „Grobtechniker auf dem Platz“ bezeichnete. Für ihn war Fußball in allererster Linie harte Arbeit - gegen den Gegner, aber auch sich selbst. So war eben der Fußball in jener Zeit. „Damals konnte man rustikaler zur Sache gehen. Wir hatten zwei bis drei Techniker in der Mannschaft und sieben bis acht hölzerne Spieler wie mich“, erinnert er sich an diese Zeiten zurück. Seine fußballerische Grundausbildung genoss er bei der Spielvereinigung Versmold, bevor er in jungen Jahren an den Flinger Broich wechselte.
Vom Niederrhein über Westfalen an den Flinger Broich
In jungen Jahren hatte es Egon Köhnen, der in Erkelenz am Niederrhein geboren wurde, mit seiner Familie ins westfälische Versmold verschlagen. Nach dem Bundesligaaufstieg der Fortuna 1966 wechselte der Jugend-Nationalspieler zu den Rot-Weißen. „Die Verantwortlichen der Fortuna hatten mich eher zufällig bei einem Jugendländerspiel entdeckt, weil sie eigentlich Berti Vogts beobachten wollten. Wenig später sind der Präsident Hans-Georg Noack und Betreuer Karl Heidelberger in meinem Elternhaus aufgetaucht. Wenig später wurden meine Eltern und ich nach Düsseldorf in den Benrather Hof eingeladen; da haben wir dann den Vertrag unterschrieben“, beschreibt er seinen Wechsel zur Fortuna.
Zwar ging es für seinen neuen Klub nur ein Jahr später wieder zurück in die Regionalliga, doch mit dem zweiten Aufstieg 1971 begann ein Goldenes Jahrzehnt für die Flingeraner und die beste Zeit der Vereinsgeschichte – inklusive Egon Köhnen. Unter Trainer Heinz Lucas gelang es der Mannschaft 1972/73 und 1973/74 jeweils einen dritten Platz in der Bundesliga zu belegen. Die Europapokalteilnahmen hatten zur Folge, dass der Verein aus der NRW-Landeshauptstadt in ganz Europa wahrgenommen wurde. „Heinz Lucas hat in jeder Saison die Mannschaft mit guten Spielern verstärkt. Folgerichtig sind wir 1971 in die Bundesliga aufgestiegen und ein Großteil ‚seiner‘ Spieler sind 1979 DFB-Pokalsieger geworden und haben das Europapokalfinale erreicht“, fasst er die erfolgreiche Arbeit einer Trainer-Legende zusammen.
Karrieresprung und -bruch
Parallel dazu verlief allerdings die schwärzeste Zeit in seiner aktiven Laufbahn. Im Oktober 1972 brach er sich im Spiel beim MSV Duisburg (0:0) das rechte Bein. Da stand er längst im Notizbuch von Bundestrainer Helmut Schön und gehörte zum Aufgebot für das Länderspiel gegen die Schweiz – ebenso wie sein Vereinskollege Heiner „Eisenfuß“ Baltes. Aber auch dieser verletzte sich in Duisburg schwer, sodass beiden ein Debüt in der Nationalelf nicht vergönnt war. Aber aufgeben kam für "den Egon", der mittlerweile zum Mittelfeldspieler umgeschult war („Ich hatte ein wenig an Schnelligkeit verloren“), nicht in Frage. Als er ab der Saison 1973/1974 wieder regelmäßig auf dem Platz stand, war dies zugleich die torreichste Zeit in seiner Bundesliga-Karriere mit sechs Treffern. „Für mich persönlich war das 4:2 am 5. Januar 1974 gegen Bayern vor 62.000 Zuschauern im Rheinstadion mit zwei Toren von mir ein absoluter Höhepunkt“, sagt er im Rückblick.
Endspielserie und „der schönste Moment bei der Fortuna“
Die Fortuna wurde zu einer großen Nummer im deutschen Fußball und war etablierter Bundesligist. Es folgten Ende des Jahrzehnts gleich vier Endspielteilnahmen innerhalb von zwei Jahren. Scheiterte man 1978 trotz großer Überlegenheit noch im Finale des DFB-Pokals am 1. FC Köln (0:2), hielten Köhnen und seine Kameraden gleich zweimal hintereinander, 1979 und 1980, die begehrte Trophäe in den Händen. „Der erste Pokalsieg, das 1:0 gegen Hertha BSC nach Verlängerung, war für mich der schönste Moment bei der Fortuna“, blickt er noch Jahrzehnte später mit glänzenden Augen zurück. Im Jahr darauf gelang die Revanche gegen den rheinischen Nachbarn (2:1).
Er stand auch in der legendären Elf von Basel, die sich anstrengte, Europapokalsieger zu werden - und sich doch in einem dramatischen Endspiel am 16. Mai 1979 gegen den FC Barcelona mit 3:4 nach Verlängerung geschlagen geben musste. Köhnen versucht sich zu erinnern: „Ehrlich gesagt, habe ich nicht viel mitbekommen. Wir waren alle im Tunnel. Ich habe das dann erst am nächsten Morgen gegen 5 Uhr realisiert, was da eigentlich passiert ist.“
Abschied und Wiedersehen
Nach 15 Jahren Vereinstreue war Schluss. „Ich hatte mal über Berti Vogts eine Anfrage von Borussia Mönchengladbach“, verrät er heute. Doch ein Wechsel kam für ihn nie infrage. Doch im Frühjahr 1981 planten die Verantwortlichen ohne ihn, sodass seine Zeit bei der Fortuna für den gelernten Bankkaufmann unter unschönen Umständen endete. Danach spielte er noch ein Jahr in der 2. Bundesliga für Bayer 05 Uerdingen (heute: KFC).
Den Rot-Weißen blieb er dennoch treu, wenngleich das Verhältnis zwischenzeitlich nach seinem Abgang „etwas gestört“ war. Den Kontakt zu ehemaligen Mitspielern hat er aber nie verloren. Seit einigen Jahren steht er wieder in Diensten der Fortuna. Für das Nachwuchsleistungszentrum arbeitet er im Bereich Scouting und ist für die Sichtung von jungen Talenten zuständig. Bis Ende 2019 stand er als Mitglied der F95 Traditionsmannschaft ab und zu auf dem Platz. Seit dem 1. Januar 2020 arbeitet Köhnen als Markenbotschafter für den Verein.